Sommercamp des Verbunds Offener Werkstätten
Ende August fand in der „Alten Hölle“ bei Wiesenburg das Treffen Offener Werkstätten statt. Etwa 40 bis 50 Menschen kamen zusammen.
Vier Tage Austausch und Do-it-together
Das Seminarhaus „Alte Hölle“ besteht seit ein paar Jahren und hat regelmäßig Kreative, Digitalschaffende und Menschen, die die Welt besser machen möchten, zu Gast. Da passt das Sommercamp Offener Werkstätten super rein! An vier Tagen gab es Workshops und gemeinsames Werkeln, zusammen Schnippeln fürs Essen, gemeinschaftliche Planung des Tagesablaufs. Schon beim Frühstück wurde genetzwerkt, beim Feierabendgetränk über die Vision der eigenen Werkstatt erzählt und auch dazwischen gab es natürlich eine Menge Austausch. Die Workshops reichten von Arduino-Synthesizer bauen über Siebdruck und Glasschneiden hinzu Kettensägenbedienung. Exkursionen führten ins Coconat Klein Glien und ins ACZ Reetzerhütten.
Viel zu lernen
Beim ACZ Reetzerhütten wurde eine Gefahrensafari angeboten. Bei dem Workshop ging es darum, sich in der Werkstatt umzuschauen und mögliche Gefahren zu erkennen, so dass diese behoben werden können. Ein solcher Blick lohnt sich auch in der eigenen Werkstatt. Mit gesundem Menschenverstand kann man sehr schnell selbst erkennen, wo man Stolperfallen ausmerzen kann oder besser für ausreichend Brandschutz sorgen sollte. Außerdem standen auf dem Hof ein Trecker und zwei Telestapler bereit, in die es kurze Einweisung gab. Nach einer Mini-Fahrstunde konnten Interessierte selbst eine Runde drehen. Gar nicht so schwierig wie gedacht!
Die Mitmach-Werkstatt brachte einen 3D-Drucker mit. Annik Trauzettel bot einen kurzen Workshop an, wie man selbst mit der kostenlosen Online-Software Tinkercad eigene 3D-Modelle erstellt. Auch hier stellte sich heraus – gar nicht so schwierig wie gedacht!
Das könnte das Motto der Offenen Werkstätten sein: Selber machen ist gar nicht so schwer! Bei den Weiterbildungen des Verbunds Offener Werkstätten steigen die Teilnehmenden schnell selbst ins Machen ein. Das weckt sofort Interesse und Lust aufs Ausprobieren.
Natürlich gibt es zurecht Ausbildungen im Handwerk, dennoch können auch Fachfremde viele Maschinen bedienen und Arbeitsschritte selbst bewerkstelligen. Dass dabei mehr Unfälle passieren als in Handwerksbetrieben, ist laut Verbund Offener Werkstätten nicht richtig. Denn Lai*innen legen oft sehr viel mehr Vorsicht und Sorgfalt an den Tag und haben großen Respekt vor den Maschinen. Im Handwerksbetrieb trägt Gewöhnung, Termindruck, Arbeitsstress manchmal hingegen zu mangelnder Achtsamkeit bei.
Offene Werkstätten tragen darüber hinaus dazu bei, dass sich mehr Menschen fürs Handwerk interessieren. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen kann ein Interesse für handwerkliche Ausbildungen geweckt werden. Das ist auch unser Anliegen in der Mitmach-Werkstatt. Wir wollen Kindern und Jugendlichen sogenannte „Future Skills“ vermitteln. Das sind Fähigkeiten, die sie in einer sich immer schneller wandelnden Welt gebrauchen können. Dazu gehört klassisches Handwerk genauso wie die Bedienung digitaler Maschinen.
Was sind Offene Werkstätten
Der Verbund Offener Werkstätten sagt dazu:
Offene Werkstätten sind Orte des Handwerks, der computergesteuerten Fertigungsverfahren und digitalen Technologien, die du mitgestalten und -nutzen kannst. Sie eint die Idee, Wissen, Werkzeuge und Maschinen, Technik, Materialien und Raum zu teilen. Offene Werkstätten stehen allen zur Verfügung, die handwerklich oder künstlerisch in Eigenarbeit aktiv sein wollen – Jungen und Alten, Laien und (Halb-)Profis, Künstler-, Bastler-, Maker- und Tüftler*innen. Oft sind Offene Werkstätten aus privater Initiative heraus entstanden, manchmal sind sie Teil von Kultur-, Bürger- oder Jugendzentren, seltener von Unternehmen. Während einige bereits jahrzehntelange Erfahrungen haben, befinden sich andere noch im Aufbau. (Quelle: https://offene-werkstaetten.org/de/seite/offene-werkstaetten)
Der Verbund Offener Werkstätten unterstützt Offene Werkstätten und fördert den Austausch. Er veranstaltet Netzwerkveranstaltungen und Weiterbildungen. Offene Werkstätten können Mitglied werden und von einigen Vorteilen profitieren. So gibt es Maschinen, die getauscht und geliehen werden können (einmalig das Projekt „Wanderlaser„) und eine günstige Haftpflichtversicherung.
Netzwerk Offener Werkstätten im Fläming
Im Umkreis von nur zwanzig Kilometern gibt es rund um Bad Belzig und Wiesenburg mehrere Offene Werkstätten.
Die Mitmach-Werkstatt ist eine Offene Werkstatt für Kinder und Jugendliche, da diese im Rahmen der Projektarbeit hier ihre eigenen Ideen umsetzen können. Allerdings stehen wir nicht für alle offen und die Mitgestaltungsmöglichkeiten sind begrenzt. Wobei wir immer Menschen suchen, die Lust haben auf MINTmachen. So können Interessierte junge Menschen bei Projekten unterstützen, aber das Werkstatt-Geschehen auch mitgestalten. Zum Beispiel können eigene Workshops angeboten werden und dazu Material, Maschinen und Werkzeuge von uns genutzt werden.
Das Cocolab im Coconat Klein Glien richtet sich an erwachsene Tüftler*innen. Die Werkstatt ist umfassend ausgestattet mit vielem, was die Mitmach-Werkstatt auch hat, wie Laserschneider und 3D-Drucker, darüber hinaus gibt es aber auch einen Siebdruckequipment, einen Arbeitsplatz für Filmschnitt und eine CNC-Fräse. Hier können sich Firmen und Start Ups einmieten, aber auch Privatpersonen eine Mitgliedschaft abschließen und dann die Geräte nutzen.
Auf dem Gelände des ACZ in Reetzerhütten entsteht derzeit eine Holzwerkstatt sowie eine LKW-Selbsthilfewerkstatt. Hier sind perspektivisch auch noch eine Metallwerkstatt und eine diverse Nutzung des ehemaligen Verwaltungsgebäudes mit Ateliers und Büros geplant. Auch eine Theaterwerkstatt mit Probebühne ist vor Ort. Es wird also ein bunter kreativer Ort mit vielfältiger künstlerischer und handwerklicher Nutzung. Die lokale Bevölkerung ist eingeladen, die Werkstätten und Räume mit zu nutzen und zu gestalten. Gesucht werden auch noch Mieter für die Hallen auf dem weiträumigen Gelände.
Wahrscheinlich gibt es in der Region noch viel mehr Tüftler*innen, die zu Hause, in der Garage, Scheune oder dem Keller vor sich hin schrauben. Offene Werkstätten sind eine tolle Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen, neue Geräte kennenzulernen, die man sich nicht sofort selbst anschaffen muss und seine Fähigkeiten zu erweitern.